Hartmann, Doreen

Ein Moment mit…
Dr. Doreen Hartmann

„Interdisziplinarität ist mein treuer Begleiter: Zwischen Medienwissenschaft, Informatik und Kunst fand ich im universitären Kontext viele spannende Tätigkeitsfelder und schließlich auch den Weg aus dem akademisch-theoretischen Feld in die interdisziplinäre Praxis des Museumsbetriebs.“

(1) An meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit begeistert mich…
…, dass ich mich immer wieder neuen und ganz unterschiedlichen Themen widmen kann – sowohl inhaltlicher als auch organisatorisch Art. Ausstellungen sind für mich eine Form der Wissenschaftskommunikation, die komplexe Themen fundiert, aber in verständlicher und spielerischer Form für ein breiteres Publikum aufbereitet und in den Raum gießt. An deren Entstehung Teil zu haben und organisatorische Strukturen zu schaffen, die meinen Mitarbeitenden ein gutes Arbeiten dafür ermöglichen, empfinde ich als eine erfüllende, bereichernde Aufgabe.

(2) Eine Sternstunde meines bisherigen Werdegangs war für mich…
…die Eröffnung der ersten großen Sonderausstellung, für die ich kuratorisch und projektleitend tätig war. Zu sehen, wie sich die monatelange geistige Arbeit real ausformt, wie Architektur, Inszenierungen, Medienstationen und Exponate hunderte Quadratmeter Fläche in einen Erlebnisraum wandeln, und der Moment schließlich, dieses Werk der Öffentlichkeit zu übergeben, sind sehr beglückende Erfahrungen.

(3) Ein Moment, in dem ich an meiner Entscheidung für ein Studium bzw. für meinen aktuellen Berufsweg gezweifelt habe, war…
…ein wiederkehrender. Denn die Beschäftigung mit spannenden Themen im Studium und meinen unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten waren allesamt davon geprägt, kein natürliches Ende zu haben. Sich selbst diese Grenzen zu setzen ist oft leichter gesagt als getan, aber zwingend notwendig. Es ist in gewisser Weise ein Luxusproblem, aber dennoch eines, was es zu bewältigen gilt, um erfolgreich zu sein.

(4) Wenn ich auf meinen bisherigen Weg zurückblicke hat mich besonders geprägt…
…, dass ich immer in unterschiedlichen Fachdisziplinen unterwegs war. Nicht selten hat das für Irritation gesorgt, doch ist Irritation etwas sehr Fruchtbares. Meine ungewöhnliche Fächerkombination verhalf mir nicht nur früh zu spannenden Jobs, sondern ich habe diese interdisziplinäre Verortung auch immer als gutes Korrektiv empfunden, um fundiert über den Tellerrand hinaus denken zu können.

(5) Wenn junge Frauen eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie ich, würde ich ihnen raten…
…die Wichtigkeit eines festen Rückhalts durch Partnerschaft und Familie nicht zu unterschätzen. Den universitären und beruflichen Alltag mit dem Muttersein zu vereinbaren, zehrt doch an den Kräften – den eigenen und denen des Partners, ohne dessen Unterstützung aber so ein Weg nicht möglich ist! Auf dieser Basis ist es möglich, eben auch abseits der Wege schauen zu können, den Mut nicht zu verlieren, wenn man stolpert beim Jonglieren der vielen Aufgaben und immer wieder die Bodenhaftung zu finden.

(6) Im heutigen Universitäts- und Berufsalltag sind weibliche Vorbilder aus meiner Sicht wichtig, weil…
…die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zwar vielfältig unterstützt wird, in der Praxis aber noch immer nicht ganz angekommen ist: die Stigmatisierung als „Rabenmutter“ ist auch 2022 noch nicht vom Tisch. Als Frau beruflich erfolgreich zu sein, weit zu kommen und dennoch Familie zu haben braucht nicht nur weibliche Vorbilder, sondern damit einhergehend zwingend auch die gesellschaftliche Anerkennung für die gewandelte Rolle von deren Partnern, ohne deren Unterstützung im Privaten die Frauen ihren Weg auch nicht gehen könnten.

(7) Mit meiner Zeit an der Universität Paderborn verbinde ich…
…eine lange und sehr prägende Zeit meines Lebens: Studienabschluss und danach eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin, die Promotion und die Familie unter einen Hut zu bekommen, war nicht immer leicht. Ein tolles Kollegium und die verschiedenen Unterstützungen für den akademischen Nachwuchs an der Uni Paderborn haben diesen Weg aber weniger steinig gemacht. Gerade im akademischen Umfeld wird die Familienplanung oft auf später verschoben und endet dadurch nicht immer glücklich. Ich bin trotz der hohen Belastung froh, mich für diesen Weg entschieden zu haben.

(8) Für die nächsten 50 Jahre wünsche ich der Universität Paderborn…
…ambitionierte Studierende in allen Fachbereichen mit Lust auf Mehr, Wissenschaftler*innen und Dozent*innen mit Spaß an ihrer Tätigkeit und ausreichende Ressourcen für gute Lehre, Forschung und disziplinenübergreifende Projekte.

(9) Als positiven Effekt der „Hall of Femmes“ auf die Leser*innen erhoffe ich mir, dass…
…sie von Lebenswegen und Entscheidungen erfahren, die sie inspirieren und so dazu ermutigt werden, Neues zu wagen. Ich verweise hierbei auf die Computerpionierin Grace Hopper, deren Mut in den 1940er-Jahren die Welt stark veränderte. Ihr Ausspruch „The most dangerous phrase in the language is, ‘We’ve always done it this way’.“ hat als ein Motto in vielen Lebenslagen wohl noch immer Bestand.

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Prof. Dr. Gitta Kutyniok
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Sonja Herres-Pawlis leitet seit 2015 den Lehrstuhl für Bioanorganische Chemie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, nach Stationen in München, Dortmund und Stanford. Sie wurde 2005 an der Universität Paderborn zur Sauerstoffaktivierung mit Kupfer-Komplexen promoviert.
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