Sigrid Beer

Ein Moment mit…
Sigrid Beer

„Ich bin Sigrid Beer – 1956 geboren, Mutter von drei Kindern und bis Mai 2022 Landtagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen. Nach meinem Studium der Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie und evangelischen Theologie an der Uni Paderborn war ich nach zehnjähriger Berufstätigkeit in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit erst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und anschließend als Lehrbeauftragte an der Uni tätig bevor ich – nach meiner Station als freiberufliche Erziehungswissenschaftlerin – in die Politik gewechselt bin.“

(1) An meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit begeistert mich…
…, dass frau als Abgeordnete über das Petitionsrecht vielen Menschen direkt helfen kann. Auf der Ebene des Landtags wird die Bildungspolitik gemacht, die Herausforderungen und Handlungsnotwendigkeiten sind entsprechend riesig. Wer gestalten will, muss sich dort einmischen! Als Sprecherin für Bildung, Religionspolitik und Petitionen konnte ich das verwirklichen.

(2) Mein aktueller Beruf passt perfekt zu mir, weil…
…ich meine Berufs- und Lebenserfahrungen umfänglich in das politische Handeln einbringen konnte. Besonders die Kompetenzen, die ich im Wissenschaftsbetrieb erwerben konnte, waren dabei eine wertvolle Ressource für die politische Arbeit. Ich durfte letztlich 17 Jahre hauptberuflich politisch arbeiten und kann nun insgesamt Vieles davon in das weitere ehrenamtliche gesellschaftspolitische Engagement mitnehmen.

(3) Themen, für die ich seit vielen Jahren brenne, sind...
…Inklusion und Bildungsgerechtigkeit, Menschenrechts- und Demokratiebildung sowie die Bewahrung der Schöpfung.

(4) Eine Sternstunde meines bisherigen Werdegangs war für mich…
…die Verhandlung und Vereinbarung zum Schulkonsens 2011 in NRW und dass es immer wieder gelungen ist, Menschen vor der Abschiebung zu bewahren und ihnen damit neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Zudem die verantwortliche Mitgestaltung der Minderheitsregierung von SPD und GRÜNEN in NRW als parlamentarische Geschäftsführerin und meine Mitgliedschaft im Koalitionsausschuss.

(5) Wenn ich auf meinen bisherigen Weg zurückblicke hat mich besonders geprägt…
Ich bin das klassische Arbeiterkind, das als erstes Mitglied der Familie – und dann auch noch als Mädchen – Abitur und Hochschulabschluss gemacht hat. Ein Bildungsweg, der familiär nicht vorgezeichnet war. Ohne Fürsprache meines Grundschulleiters hätte mein Vater dem Übergang an das Gymnasium kaum zugestimmt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Tochter eines Stuckateurs und einer Verkäuferin dort zurechtkommt, dass es für sie als Mädchen überhaupt wichtig ist.

(6) Wenn junge Frauen eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie ich, würde ich ihnen raten…
...GG Art. 3. (1) „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Das Grundgesetz ist immer noch nicht umfänglich verwirklicht – weder in Bildung, Beruf noch in allgemeinen gesellschaftlichen Feldern, bei Karrieren und Bezahlung. Nicht nur Frauen müssen dafür also weiter streiten.

(7) Im heutigen Universitäts- und Berufsalltag sind weibliche Vorbilder aus meiner Sicht wichtig, weil…
…das Gleichberechtigungsgebot in der Verfassung immer noch nicht verwirklicht ist. Frauen sind nicht nur 50% der Gesellschaft. Sie haben auch Anspruch auf 50% der Macht, müssen in allen Bereichen und Positionen der Gesellschaft sichtbar sein, Mädchen und Frauen ermutigen und dafür streiten, dass Strukturen das Gebot der Verfassung nicht behindern.

(8) Mit meiner Zeit an der Universität Paderborn verbinde ich…
…viel Freude an der Arbeit in Forschung und Lehre. Ich konnte in einem engagierten und innovativem Wissenschaftsteam verantwortlich im Rahmen der Verbraucherbildung sowie im Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) im Feld der Schulpraktischen Studien mitarbeiten. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf konnte ich von der Digitalisierung und dem eigenverantwortlichen Arbeiten profitieren.
Und sonst: Leider Kettenverträge, Kettenverträge, Kettenverträge...

(9) Für die nächsten 50 Jahre wünsche ich der Universität Paderborn…
…weiterhin einer der starken Standorte für die Lehramtsausbildung in NRW zu sein und die Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems und Bedingungen für mehr Chancengleichheit voranzutreiben. Die Universität Paderborn sollte zudem Synonym sein für Wissenschaft, Forschung und Lehre, die die Grundlagen für die notwendige sozial-ökologische Transformation und die notwendigen gesellschaftlichen Prozesse in der Klimakrise liefert.

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