Dilger, Bernadette

Ein Moment mit…
Prof. Dr. Bernadette Dilger

„Als Professorin für Wirtschaftspädagogik arbeite ich an den Herausforderungen der Gestaltung von effektiven Lehr- und Lernprozessen in Schulen der Sekundarstufe II, der beruflichen Bildung und der Hochschule im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft. Ich leite das Institut für Wirtschaftspädagogik an der Universität St. Gallen (HSG). An der Universität Paderborn habe ich 2007 im Bereich Wirtschaftspädagogik promoviert.“

(1) An meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit begeistert mich…
…, dass ich mich mit der Ermöglichung transformativen Lernens von Individuen beschäftigen darf und diese Prozesse in verschiedenen Bildungskontexten (z.B. Wirtschaftsunterricht, kaufmännische Bildung und pädagogische Hochschulentwicklung) initiieren, entwickeln, implementieren und evaluieren kann.

(2) Themen, für die ich seit vielen Jahren brenne, sind...
Mich fasziniert es, dass Menschen sich gezielt verändern und aus Erfahrungen durch Reflexion lernen können; sie ihre kognitive Landkarte, ihr Set an Fertigkeiten und ihre Einstellungen nicht nur erweitern, sondern auch strukturell und hinsichtlich ihrer Grundannahmen verändern können.

(3) Eine Sternstunde meines bisherigen Werdegangs war für mich…
Meine bisherige Sternstunde kristallisiert sich in der Entwicklung des didaktischen Konzepts für ein neues universitäres Learning Center (SQUARE). Das Konzept wurde von dem Architekten in ein physisches Gebäude aufgenommen: From ideas to action...und dass diese soziale und physische Lernarchitektur jetzt auch wirklich erlebbar, spürbar ist.

(4) Persönlichkeiten und Karrierewege anderer haben mich in meiner Entscheidung zu meiner Professur bestärkt, indem sie…
In besonderer Weise hat mein Doktorvater Prof. Dr. Peter F. E. Sloane mich an verschiedensten Stellen auf meinem Weg bestärkt, in seiner persönlichen Art. Er hat auf Initiativen und Entwicklungsoptionen - alle möglichen "Türen" — hingewiesen und mir eine solch grundlegende Wertschätzung und Vertrauen geboten, dass ich selbst schon die richtige Wahl treffen würde... Vielen Dank, Peter.

(5) Wenn ich auf meinen bisherigen Weg zurückblicke hat mich besonders geprägt…
…, dass ich immer wieder mit verschiedensten Naht- und Schnittstellen in meiner eigenen professionellen Bildungsbiographie konfrontiert war: zwischen handwerklichem familiärem Hintergrund und eigener akademischer Professionalisierung, zwischen Wirtschaftswissenschaften und Erziehungswissenschaften, zwischen Beruflicher Bildung und Hochschulbildung, zwischen Deutschland und der Schweiz,…

(6) Wenn junge Frauen eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten wie ich, würde ich ihnen raten…
…möglichst herauszufinden, was sie begeistert und was innerlich ihre langfristige Motivation brennen lässt, also zu reflektieren was für sie einen individuellen Erfolg darstellt. Ebenso würde ich ihnen raten, sich mit einer großen Offenheit auf Entwicklungsoptionen einzulassen, die auf den ersten Blick vielleicht auch nicht als ganz genau passend erscheinen.

(7) Ich versuche junge Frauen für meine Disziplin und meine Themen zu begeistern, indem ich….
Ich versuche vor allem junge Frauen für die Wirtschaftspädagogik zu begeistern, indem ihnen die Handlungs- und Gestaltungsräume aufgezeigt werden und ihre Vielfalt, sie zu gestalten. Mein Ansatz der Wirksamkeit ist es, individuelle Erfahrungsräume gezielt zu gestalten und zu reflektieren, um „Handlungen auf Probe“ oder „Experimental-Räume" zur Verfügung zu stellen. Nur in diesen „safen" Umgebungen können sich Frauen — aber auch Männer - über ihre bestehenden individuellen Grenzen hinweg entwickeln.

(8) Mit meiner Zeit an der Universität Paderborn verbinde ich…
…verschiedene Ambivalenzen: Es war für mich ein sehr spürbarer Wechsel von der Studierendenperspektive in die Mitarbeiterinnen-Rolle, von dem bayerischen Umfeld in das Ost-Westfälische, von einem Diplom-Studiengang in ein modularisiertes Studiensystem, von der studentischen Hilfskraft zur Doktorandin. Dadurch wurden viele Gestaltungsspielräume eröffnet, bisher Unhinterfragtes zu bewusst Gestaltbarem, Einflussbereiche größer und wirksamer. Mit der Zeit an der Universität Paderborn verbinde ich meine wirtschaftspädagogische Heimat und vor allem eine sehr große persönliche und fachliche Unterstützung durch meinen Doktorvater und das gesamte wirtschaftspädagogische Team.
Ich verbinde aber auch Erfahrungen, dass viel Engagement in Teilen durch Universitätsregelungen abgebremst wurde, ....

(9) Für die nächsten 50 Jahre wünsche ich der Universität Paderborn…
Die Zukunft für die Hochschulen ist spannend und herausfordernd. Ich wünsche der Universität Paderborn, dass sie sich ihrer Tradition als Reformhochschule bewusst ist und hierüber vielleicht schneller als andere auch tradierte Strukturen in Zukunft überwinden kann. Aus meiner Perspektive werden Universitäten in Zukunft viel stärker die Aufgabe der Ermöglichung von individueller und kollektiver Transformation bekommen. Dies kann man nicht vermitteln oder instruieren. Dafür müssen Erfahrungs- und Reflexionsräume geschaffen werden. Ich wünsche der Universität Paderborn, dass sie mutig ist, hier alternative Wege zu gehen.

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Natalia Kliewer ist Professorin an der Freien Universität Berlin und hat an der Universität Paderborn Wirtschaftsinformatik studiert sowie anschließend im Bereich Mathematische Optimierung für die Verkehrsplanung promoviert.
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Katty Salié ist Journalistin und seit 2012 Moderatorin der legendären ZDF-Kultursendung „aspekte“. In Paderborn hat sie im Jahr 2000 über die Liebesbeziehungen der Emma in Flauberts „Madame Bovary“ ihre Abschlussarbeit geschrieben.
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